Bier ist weiblich.
Im wahrsten Sinne – Ein Streifzug durch die feminine Seite des Bieres.
Am morgigen Weltfrauentag stehen Frauen im Fokus der Aufmerksamkeit. Wie wir finden, sollte das nicht nur morgen, sondern immer der Fall sein und doch wollen wir uns an dieser Stelle ebenfalls bei allen Frauen, die tagtäglich bei uns in der Brauerei tätig sind und auch bei unseren Kundinnen herzlich bedanken. Vor allem aber möchten wir heute ein Vorurteil aufklären, dass sich wacker hält: In großen Kreisen der Gesellschaft wird Bier als männliches Getränk wahrgenommen.
Bier soll von Männern gebraut sein und Männer sollen die sein, die Bier größtenteils trinken – doch, das stimmt so nicht.
Der Bierkonsum von Frauen steigt nicht nur rapide an, sieht man sich die Geschichte des Bieres an, wird auch schnell klar: Bier ist Frauensache.
In der öffentlichen Wahrnehmung existiert kaum ein Getränk, das als „männlicher“ wahrgenommen wird als Bier und dieses Image wird mit Beharrlichkeit transportiert. Doch die Geschichte zeigt uns, dass die Entwicklung von Bier zu seinem heutigen Status, Frauen zu verdanken ist. In zahlreichen Gesellschaften galt das Brauen und alles drumherum überhaupt vollständig als Frauensache. Wir wagen uns auf einen Streifzug.
Im Mittelalter und auch schon davor war das Bierbrauen Frauensache. Das Brauen galt als normale, hauswirtschaftliche Tätigkeit. So wurde nicht nur Brot gebacken, sondern auch Bier gebraut – auch wenn das damalige Bier noch wenig mit unserem Heutigen zu tun hatte. Das Hausbier wurde von allen getrunken: von Frauen wie Männern und von Jungen, wie Alten. Das lag auch daran, dass Bier sicherer war als Wasser, da es durch das Kochen keimfrei wurde und der Alkohol und der antibakteriell wirkende Hopfen ihr Übriges taten.
Der Braukessel zählte auch über lange Zeit als fester Bestandteil der Mitgift von Frauen.
Mit dem Brauen begannen Männer erstmals dort, wo es keinen Frauen gab – also in den Klöstern. Gerade aber auch eine Äbtissin war es, die im 12. Jahrhundert die erste wissenschaftliche Abhandlung zu Bier verfasste. Das war keine geringere als die Benediktiner-Nonne Hildegard von Bingen, die auch ein stolzes Alter von 81 Jahren erreichte.
Die Frauen brauten früher das Bier auch nicht nur für ihre Männer, sondern auch für die anderen Frauen und luden regelmäßig zu Bierkränzchen.
Der vollständige Übergang vom Bierbrauen zur Männersache passierte erst mit der Kommerzialisierung und Industrialisierung des Brauens. Als der Mitgift-Braukessel durch mehrere hundert-Liter umfassende Bottiche ausgetauscht wurde und sich der Beruf des Brauers entwickelte, entglitt den Frauen die Vorherrschaft über das Bierbrauen.
In der heutigen Zeit steigt jedoch die Zahl der Frauen, die gerne ein gutes Bier genießen, wieder stark an.
Und Jungs:
Nein, das liegt nicht daran, dass einigen Studien zufolge eine Mehrheit der Männer bier-trinkende Frauen einfach attraktiv und cool finden. Tatsächlich steigt auch die Wahrnehmung von Frauen als Bierkonsumentinnen an – was auch daran liegt, dass sie seit den letzten Jahren verstärkt in den Brauberuf drängen. Laut Angaben des Österreichischen Brauereiverbands sind knapp 41 % der rund 1.400 Biersommeliers in Österreich Frauen, bei den Jung-Biersommeliers beträgt der Anteil sogar 80 %. Auch die Probierfreudigkeit steht jener der Männer um nichts nach – 53 % Prozent, also mehr als jede zweite, der Frauen unter 50 Jahren probiert gerne neue Sorten.
Ihr seht also: Bier war schon immer weiblich und wird es auch noch lange bleiben. Schließlich wird auch für den Brauprozess ausschließlich die weibliche Hopfenblüte genutzt – in Gegenden, in denen Hopfen zum Bierbrauen gezogen wird, ist das Züchten männlicher Pflanzen überhaupt untersagt. Und außerdem heißt es ja auch nicht umsonst DIE Brauerei, oder? Also an all die Frauen da draußen: