Nicht einfach nur trinken, zelebrieren! Eine Geschichte der Bier-Bräuche:
Lange Zeit wird unser geliebter Gerstensaft von Menschen schon nun genossen. Bei so viel konsumiertem Bier über so viele Jahre ist es nicht verwunderlich, dass sich auch einige Bier-Bräuche entwickelt haben.
Nur zur Klarstellung: wir sprechen hier von Bier-Bräuchen und nicht Bier-Bäuchen.
Wir wollen euch einige dieser alten Bräuche vorstellen und vielleicht auch manche Mythen aufklären!
Wir wollen mit einem Ritual beginnen, das einst sowohl feierlichen als auch prüfenden Charakter hatte, heute aber weitestgehend in Vergessenheit geraten ist. Im heutigen Österreich und Deutschland wurde die Qualität des Bieres mit Lederhosen überprüft.
Ja, ihr habt richtig gelesen.
In den Jahrhunderten nach der Einführung des deutschen Reinheitsgebots wurde diese „Lederhosenprüfung“ zu einer Art öffentlichem Happening:
Eine reichliche Menge des frisch gebrauten Bieres wurde auf eine Bierbank aus Eichenholz gegossen. Daraufhin wurden ein paar junge Männer, meist Lehrlinge des zu überprüfenden Brauers, in Lederhosen auf diese Bank gesetzt, auf der sie bis zu zwei Stunden ruhig sitzen zu bleiben hatten. Die Lederhosen sogen sich mit dem Bier voll und trockneten anschließend in der Sonne. Standen die Burschen dann gleichzeitig auf und die Bank blieb an den Hosen kleben, hatte der Brauer seine Arbeit gut gemacht, nicht an Malz gespart, und wurde anschließend in einem rauschenden Fest gefeiert. Erst wenn der Hosentest bestanden war, durfte er sein Bier ausschenken.
Wir tun es praktisch immer. Jedes Mal, wenn wir mit Freunden in gemütlicher Runde zusammensitzen – und hinterfragen es in den meisten Fällen nicht. Mit einem guten Bier stößt man einfach an.
Heute eine Selbstverständlichkeit in der Trinkkultur, muss auch dieses Ritual seine Wurzeln haben. Gerade bei diesem bekannten Brauch müssen wir euch aber leider enttäuschen: Die eine Erklärung, warum das Anstoßritual zu dem wurde, was es heute ist, gibt es nicht. Vielmehr ranken sich zahllose Mythen, Überlieferungen und Geschichten um diese Verhaltensweise.
„Ist doch klar, das wurde gemacht um sicherzugehen, dass niemand mein Getränk vergiftet hat!“ – mit den vollen Gläsern anstoßen, ein kleiner Schütter geht in das Glas des anderen und so würde sich ein Attentäter selbst vergiften. Klingt doch logisch, oder? Ist aber leider getrost ins Reich der Mythen zu verbannen – eine solche Erklärung ist wissenschaftlich nicht belegt. Schon wahrscheinlicher ist, dass der Brauch seine Wurzeln im Mittelalter hat. An den großen Tafeln dieser Zeit entwickelten die Menschen eine eigene Verhaltensweise: Der Gastgeber prostete allen Gästen zu und reichte anschließend seinen Becher weiter – jeder Anwesende nahm einen Schluck, um den Gastgeber und seine Ahnen zu ehren. Als die Tafeln kleiner und weniger opulent wurden, entwickelte sich daraus ein Anstoßen mit den Gläsern.
Einen Brauch, der zwar nicht in Österreich angesiedelt ist, aber so skurril klingt, dass wir ihn euch nicht vorbehalten wollen, war in Norwegen angesiedelt: Die Norweger haben im Mittelalter die Nottaufe mit Bier durchgeführt.
Der Grund dafür ist eigentlich simpel: Bei sehr kalten Temperaturen gefriert Bier nicht so schnell wie Wasser.
Dennoch finden wir, ist die Biertaufe eine interessante Idee. In der zeitgenössischen Ordnung wird jedoch betont, dass eine Nottaufe mit Bier oder Wein vor Gott keine Gültigkeit habe.
Zum Abschluss möchten wir noch einen Brauch erwähnen, den jeder kennen sollte, der schon einmal auf einem Volksfest war. Denn um überhaupt etwas zum Anstoßen zu haben, musste gerade auf Volksfesten das Bier zunächst aus seinem Behältnis befreit werden. Wird heute mit komplexer Schanktechnik das Bier aus Metallfässern mittels Drucks in das Glas befördert, musste in früheren Zeiten jedes Fass, damals noch ausschließlich aus Holz gefertigt, „angeschlagen“ werden.
Dabei wurde ein Zapfhahn mittels eines Schlegels in jedes Bierfass eingehämmert. Damals wie heute besteht die besondere Kunst hierbei darin, den Hahn mit möglichst wenigen Schlägen in das Fass zu bekommen und zugleich zu vermeiden, dass zu viel Bier verspritzt wird. Vor hunderten von Jahren trug es sich zu, dass das Anstechen des ersten Fasses als Festakt zelebriert wurde.
Das ist bis heute so, allerdings handelt es sich heutzutage freilich vor allem um eine rein symbolische Geste. Die positiven Emotionen und die feierliche Stimmung sind bis heute geblieben. Wenn ihr also beim nächsten Mal dem Hirter Bockbieranstich oder dem feierlichen Anstich des ersten Hirter Bierfasses am St. Veiter Wiesenmarkt beiwohnt, dann wisst ihr, warum wir diese Tradition feiern.
Als Traditionsbrauerei ist es uns natürlich wichtig, schöne Bräuche weiterzutragen und den Biergenuss zu zelebrieren.
In diesem Sinne: nehmt euch doch eure besten Freunde und euer Hirter-Märzen oder Hirter 1270er und stoßt gemeinsam auf die jahrelange Bierkultur an.